Die Improvisationskiste ist eine Holzkiste, befüllt mit Holzkarten, die verschiedene Materialien zum fühlen und sehen anbieten. Ich habe sie im Sommer 2018 selbst entwickelt und gebaut, um sie hoffentlich auch einmal in meinen eigenen Musikstunden einsetzen zu können.

Die Kiste hat neun Fächer, in die die Holzkarten immer wieder neu einsortiert werden können. Sie soll Inspiration für musikalische oder tänzerische Improvisationen bieten, aber auch ein Einstieg in die graphische Notation sein. Auch einzeln könnten die Karten genutzt werden um einen Einstieg in ein Stundenthema zu bieten. Aber auch als einfache Inspiration für die Lehrkraft kann daraus eine Idee entstehen, für die die Karte nur Ausgangspunkt war, aber in der Stunde dann gar nicht mehr auftaucht.

Die Karten (von oben links nach unten rechts):

Der Faden: Ein Faden in Wellenform aufgeklebt auf einer dickeren rosafarbenen Hintergrundlinie. Hier könnte es um eine graphische Darstellung von Glissandi gehen, die erst gefühlt und dann mit dem Finger in der Luft nachvollzogen werden kann, um dann gesungen oder gespielt zu werden. Genauso kann die ausholende und kreisende Bewegung eines Fingers/Arms in eine tänzerische Bewegung des ganzen Körpers umgewandelt werden. Vielleicht erzählt diese Karte aber auch nur die Geschichte eines kleinen Fadens, der die Welt entdeckt…

Die Welle: Die Welle besteht aus eingebohrten Kuhlen in verschiedenen größen, die farbig hinterlegt sind. Sie könnte Wasser symbolisieren, dreht man sie um 90 Grad auch einen Wasserfall. Aber Wasser besteht aus vielen kleinen und großen Tropfen, den Kuhlen, die man in verschiedenen Klangfarben musizieren kann.

Die Striche: Geklebte Stücke Geschenkband sind die Striche. Mich persönlich erinnern sie an die graphische Darstellung von Klaviermusik, wie sie oft in Videos genutzt wird. Jeder Strich steht dabei für einen Ton, seine Länge für die Länge in der der Ton erklingt. Vielleicht ist die Länge aber auch die Lautstärke? Und wie würde die gleiche Karte klingen, wenn die Striche unterschiedliche Farben hätten?

Der Knall: Aus Luftballon ausgeschnitten fühlt sich der Knall nach Gummi an. Dieses Symbol ist recht eindeutig und kann ein gemeinsames plötzliches laut werden sein. Er gibt die Möglichkeit zu einem musikalischen Bruch, nach dem vielleicht ein leeres Feld folgen kann – Ein Moment der Stille. Aber auch seine zackige Form kann Grund zur Inspiration sein. Man versuche einmal, eine Außenlinie musikalische nachzuvollziehen und damit die Figur zu umranden.

Das Fragezeichen: Das Fragezeichen ist mit Brennpeter in die Karte gemalt. Es soll vor allem beim Legen eines musikalischen Ablaufes (Partitur) von Nutzen sein, um den Musikern die Möglichkeit zu geben, auch einen Abschnitt lang komplett frei zu musizieren. Andererseits kann auch in der Gruppe vorher bestimmt werden, wofür das Fragezeichen stehen soll. Nutzt man es nicht in diesem Kontext kann es zum Beispiel zu Nonsens-Sprache animieren, die immer wieder das Ende hebt (eine Frage stellen). Vor allem im Grundschulalter kann dies Fächerübergreifend auch genutzt werden um den sprachmelodischen Unterschied zwischen Frage, Aussage, Ruf zu üben. Dies ist auch in Bewegung mit Fokus auf das szenische Darstellung und Körpersprache zu denken.

Die Knöpfe: Knöpfe verschiedener Farben, Größen und Muster kleben auf dieser Holzkarte. Die Knöpfe sind alle individuell – so wie wir. Mit welcher Farbe, Größe und welchem Muster identifizieren wir uns? Die verschiedenen Knopfgrößen können aber natürlich auch wieder graphisch verstanden werden als Lautstärken einzelner Klangereignisse. Bekommt jeder Teilnehmer ein Instrument und einen Knopf zugewiesen, kann man die graphische Notation gemeinsam spielen. Die Lautstärke orientiert sich an der Größe und jeder ist nur ein einziges Mal mit seinem Klang dran… ob wohl jeder so lange abwarten kann?

Der Stoff: Drei Stoffe, alle in blauen Mustern bilden eine Art Wirbel. Für mich ist der Wirbel ein Symbol für Wind und lädt damit zu allen Möglichen Spielchen mit Luft und Atmung ein. Die Wirbelform kann aber auch zu ausgelassenem Drehen verführen, vielleicht zu tanzen im Wind wie ein Blatt im Herbst? Stoff kann aber auch einladen zu fühlen. Die Assoziation zu einem Kopfkissen und damit zu Bett und eingekuschelt sein ist wahrscheinlich vor allem für jüngere Kinder interessant, die vielleicht sogar noch mit ihren Eltern zur Musikstunde kommen.

Der Regenbogen: Der Regenbogen besteht aus Holzquadraten in verschiedenen Größen und Farben, die jeweils auf einer passenden Linie kleben. Der Regenbogen kann wie der Knall (Donner), die Welle (Regen) und der Stoff (Wind) einfach ein Naturphänomen sein. Er kann aber auch zum sprechen über Farben animieren, zum sortieren nach Farben oder Größen. Als graphische Notation kann die dünne Linie ein leises Spielen bedeuten und jeder Musiker darf in diesen leisen Hintergrund einmal ein lautes Solo setzten – sein Quadrat.

Die Spuren: Die Spuren bestehen aus goldenen Aufklebern, umrahmt von kleinen Steinchen. Sie erinnern mich an Wellen im Sand. Man kann die Karte aber auch um 90 Grad drehen, dann könnte es sich um Spuren handeln, vielleicht von einem komischen Vogel. Diesen Vogel könnte man mit Teilnehmern malen und musikalisch die Geräusche der Welt entwickeln, in der er wohl lebt. Auch Schrittklänge auf verschiedenen Materialien könnten das Thema sein. Andere Assoziationen sind natürlich jederzeit willkommen.