Heine – Freunde
Lange habe ich dran gearbeitet, jetzt ist es zur Uraufführung gekommen: Meine Hörgeschichte „Freunde“, nach dem Bilderbuch von Helme Heine (Verlag Beltz und Gelberg). Die Aufführung war im Rahmen eines Varietés meines Studiengangs.
Wie ich geschrieben habe:
Das Problem eines Bilderbuches ist, dass auf jeder Seite nur ein bis zwei Sätze stehen. Den Rest der Geschichte erzählen die Bilder. Deshalb habe ich mir zuerst den Originaltext aus dem Buch rausgeschrieben und geguckt, wo sich Themen für Lieder verstecken. Klar war direkt, dass es einen Piraten-Song geben muss und ein Abendlied. Auch einige Ideen für Geräusche waren direkt da. Dann bin ich den Originaltext durchgegangen und habe nach Verständnisproblemen gesucht. Die Szene, in der die Freunde das Fahrrad rausholen und losfahren ist zum Beispiel durch ein Bild begleitet. Wie die Freunde das Fahrrad bedienen, ist nicht beschrieben, sondern nur auf dem Bild zu sehen. Deshalb musste hier für die Hörspielfassung eine Bildbeschreibung her, die ich aber so gut wie möglich an den Sprachstil Helme Heines angepasst habe. Auch einige andere Sätze, die beispielsweise Lieder ankündigen („Langsam wurde es Abend.“ – Abendlied) habe ich eingefügt, damit der Zuhörer gut folgen kann.
Der Fahrradsong beruht auf einer Textzeile des Buches, ebenso das Abendlied. Hier habe ich den bereits sehr poetisch angelegten Text genommen und fortgeführt, sodass ein Lied entstanden ist.
Das Seeräuberlied beruht eher auf der Vorstellung, wie sich der Dorfteich für die Freunde in einen wirklichen Ozean verwandelt. Im Lied ist der Dorfteich nicht mehr erwähnt, alles wirkt, wie ein großes Meer. Beschrieben wird aber, wie die drei im Boot sitzen, nämlich Waldemar auf dem Loch. Das wiederum ist eine Idee des Buches, die ich eingeflochten habe. Der Zwischenteil mit dem gesprochenen kurzen Dialog im Lied dient nur der Bildbeschreibung zum Verständnis. Damit habe ich mir eine Strophe gespart, die vielleicht gereimt sehr holprig und unverständlich geworden wäre. Für das Seeräuberlied habe ich sehr lange nach einer musikalisch überzeugenden Umsetzung gesucht. Die zündende Idee war ein Übereinanderlegen von 6/8-Takt und 3/4-Takt, sowie der Orgelpunkt (Liegeton) im Bass, der im Refrain begleitet. Damit habe ich mich etwas an Fluch der Karibik orientiert, was wohl zur Assoziation mit dem Thema Piraten beiträgt.
„Kommt in mein Haus“ war für mich das schwierigste Lied, weil es sehr viel Text enthält, den das Buch nicht enthält. Die Sprechtexte sind Originaltext, aber die Wohnungen der einzelnen Tiere sind im Buch durch Bilder dargestellt. Also habe ich mich auf die Suche gemacht, was wohl jedes Tier über sein Haus sagen würde. Dabei haben sich die Tiere in meinen Augen auch ein wenig verändert: Sie sind stolzer geworden als im Buch. (Der dicke Waldemar sagt, Susi sei fett. Der Hahn behauptet, er sehe gut aus) So habe ich durch mein Lied auch die Charaktere ein wenig gestaltet, was aber der Geschichte hoffentlich keinen Abbruch tut. Auch wenn sie ein wenig selbstverliebt sind, bleiben sie doch beste Freunde.
Die Improvisation über das Abendlied ist ebenfalls anstelle eines Bildes entstanden. Im Buch sieht man die Freunde, wie sie durch den Himmel wandern und gemeinsam den Traum erleben. Diese Atmosphäre darzustellen war ohne Bild nicht leicht, daher habe ich eine Wiederholung des Abendliedes ausgewählt, die auch ein schönes und beruhigendes Ende darstellt.
Wenn man selber Lieder schreiben möchte, kann ich sehr empfehlen, von Geschichten auszugehen, die es bereits gibt. Man schafft sich dadurch einen überschaubaren Rahmen, eine gute Geschichte bietet bereits eine Grundqualität, auf die man aufbauen kann und zudem hat bei meinem Publikum die Geschichte viele Assoziationen geweckt, weil viele das Buch kannten und als Kind oder auch für die pädagogische Arbeit liebten.
Oberkapitel: Klang- und Sangwerkstatt