Ausgehend von diesem Thread im Musikerboard habe ich mal versucht, eine generelle Zusammenfassung zu machen zum Thema Querflöte kaufen. Dass diese nicht perfekt und vollständig ist, erklärt sich von selbst, zumal ich auch noch nicht lange spiele und erst zwei Mal gekauft habe: Das erste mal nach etwa 2 Jahren auf einer von der Musikschule geliehenen und das zweite Mal dann nach etwa 7 Jahren spielen, davon ein Jahr Studium. Allerdings ist in dieser Liste auch noch das gesammelte Wissen anderer Forumsteilnehmer drin, also hat sie eine gewisse Existenzberechtigung.

Vorweg: Je nach Spielerfahrung gestaltet sich der Flötenkauf sehr unterschiedlich. Nicht alles, was hier genannt ist, ist für Flötenanfänger schon umsetzbar. Manchmal werde ich da auch differenzieren.

Wichtig: Meiner Meinung muss ein Flötenkauf immer (!!!) stattfinden, nachdem die Flöte (im besten Fall mehrere Flöten) ausprobiert worden sind. Das gilt auch für Kinder. Mir scheint es, als würden Eltern, die nicht Flöte spielen, dem Kind manchmal gar nicht zu trauen, dass bei seinem Lernstand die Flöten schon Unterschiede zeigen. Gehen Sie mit ihrem Kind in ein Musikfachgeschäft oder zu einem Flötenbauer (am besten vorher einmal durchrufen und anmelden, dass man kommen möchte, dass ist nie verkehrt und dann hat garantiert jemand für Sie Zeit), und lassen Sie ihr Kind probieren. Das verpflichtet nicht zum Kauf (vorher auch unbedingt dem Kind klar machen), aber Sie werden überrascht sein, wie früh schon deutlich hörbar ist, welche Flöte passt und welche nicht. Im Internet kommt man da nicht weit. Ausnahme: Wer keine Möglichkeit hat, ein Instrument zu leihen für den allerersten Beginn, muss natürlich „blind“ kaufen und dann gucken, wie er damit klar kommt. Aber auch dann ist die Beratung durch einen Instrumentenbauer oder einen Lehrer sehr wertvoll.

Schritt 1: Was will ich und wie viel will/kann ich bezahlen?

Zuerst einmal sollte man sich grob überlegen, worum es geht. Profis werden sofort wissen, welches Material sie sich vorstellen können, ob sie geschlossene Klappen haben wollen oder nicht, usw. Dafür brauchen sie keine Anleitung.

Für Anfänger und Eltern von Anfängern einmal in Kürze:

Ein Anfängerinstrument besteht in der Regel aus Neusilber, das ist eine Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink. In den teureren Segmenten folgt dann Silber (oft auch nur das Kopfstück aus Silber) und im Profibereich mitunter auch Gold, Holz und andere Materialien. Silber hat den Vorteil, dass es einen etwas wärmeren Klang erzeugt, ist aber in den ersten 2-3 Jahren des Lernens meines Erachtens noch nicht nötig.

Offset-G und Inline-G: Bei Anfängerinstrumenten (und auch im Profibereich durchaus üblich) herrscht das Offset-G vor. Die Klappen für g und gis sind „vorgezogen“, also näher an der Hand. Dies erlaubt eine angenehmere Handhaltung und ist durchaus empfehlenswert.

E-Mechanik: Bei der E-Mechanik geht es um die Intonation und leichtere Spielbarkeit des e“‘, die durch eine bestimmte Verbindung zwischen zwei Klappen verbessert wird. Bei Anfängerinstrumenten ebenfalls Standard und empfehlenswert.

Geschlossene Klappen und Ringklappen: Geschlossene Klappen haben kein Loch in der Mitte, sondern werden runtergedrückt und verschließen das Loch ganz. Auch wenn man die Klappe nur am Rand erwischt. Das ist für Anfänger erst mal wesentlich leichter.

Ringklappen haben in der Mitte ein Loch, das von den Fingern beim Spielen verschlossen werden muss. Sie werden bei fortgeschrittenen Hobbymusikern und auch bei Profis oft bevorzugt, sind aber entsprechend schwerer zu spielen, weil der Finger ganz genau das Loch verschließen muss. Vorteile, wie die Spielbarkeit von Vierteltönen und Glissandi fallen für Anfänger nicht ins Gewicht. Ringklappen können immer auch mit kleinen Stopfen aus Plastik geschlossen werden. Der Stopfen wird ganz einfach in das Loch in der Mitte der Klappe gedrückt und schon hat man geschlossene Klappen. Ist allerdings etwas unangenehm zu spielen, weil man einen kleinen Hubbel spürt. Für die Übergangsphase aber durchaus empfehlenswert. Aber: Der Zwang, die Löcher zu verschließen, führt zu einer exakteren Handhaltung. Daher werden Ringklappen von Lehrern ganz gerne gesehen ; ). Vollkommene Anfänger beginnen aber in der Regel mit geschlossenen Klappen.

H-Fuß und C-Fuß: Ein H-Fuß ist länger und hat eine Klappe mehr. Dadurch kann ein Halbton tiefer gespielt werden. Statt dem c‘ (gesprochen c1) bei einem C-Fuß, ist bei einem H-Fuß das h (gesprochen: kleines h) der tiefste Ton. Außerdem verändert sich minimal auch der Klang und durch die veränderte Länge auch die Gewichtsausbalancierung in der Hand. Diese Unterschiede sind für Anfänger allerdings noch nicht unbedingt relevant und das h kommt in der Regel nicht vor, daher ist der C-Fuß der übliche.

Preis: Man sollte sich unbedingt vor Beginn von Kaufüberlegungen ein Budget stecken. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass man sich in eine unbezahlbare Flöte verliebt. Empfehlenswerte Anfängerflöten gibt es ab ca. 300€. Wenn das Geld vorhanden ist und man lange Freude an dem Instrument haben will, sollte man eher noch etwas drauf legen. Dieses Budget kann man dem beratenden Flötenverkäufer gerne nennen, wenn er nicht eh danach fragt. Dann sucht er passende Flöten raus und zeigt gar nicht erst die wesentlich teureren. Das kann vor dem Verlieben in eine viel zu teure Flöte schützen. Allerdings spricht nichts dagegen, auch mal teurere, unerreichbare Flöten anzuspielen. Man muss sich dabei aber bewusst sein, wo der Preis ungefähr liegt. Ich habe es da auch noch nie erlebt, dass Verkäufer eine Preisvorstellung einfach missachten. Flötenbauer bieten oft auch gebrauchte Instrumente an. Diese sind gereinigt und kontrolliert, in den meisten Fällen sogar generalüberholt. Dabei kann man an Geld sparen, was durchaus empfehlenswert ist. Wenn man Gebrauchtinstrumente von Privatpersonen kauft, sollte man in jedem Fall fragen, ob das Instrument generalüberholt wurde und direkt nach dem Kauf (oder wenn möglich am besten noch vorher) einen Instrumentenbauer drüber gucken lassen, ob alles ok ist. So etwas kostet in der Regel nicht viel. Wenn aber gekauft wurde und sich dann heraus stellt, dass größere Reparaturen nötig sind (etwa weil alle Polster kaputt sind), dann wird’s teuer.

Zur Finanzierung sollte man den Flötenbauer befragen, ob eine Ratenzahlung oder evtl sogar Mietkauf angeboten wird.

Schritt 2: Beim Instrumentenbauer anspielen

Wenn man nun also eine Preisvorstellung und eine Idee hat, was man von seiner neuen Flöte erwartet, dann geht es zum Instrumentenbauer oder in einen Musikladen. Ich würde empfehlen, immer vorher anzurufen, ob man kommen kann. Das ist kein großer Aufwand und dann ist man auf der sicheren Seite. Und man sollte sich immer bewusst machen: Es kann sein, dass man heute nichts passendes findet. Dann fährt man halt später noch mal woanders hin, das ist kein Beinbruch. Zu diesem Besuch beim Instrumentenbauer sollte eine zweite Person zum Probehören dabei sein. In den ersten sagen wir grob geschätzt drei bis vier Lernjahren kann das durchaus Mutter/Vater oder bei Erwachsenen ne beste Freundin/der Partner sein, auch wenn diese kein Instrument spielen. Später wird es dann schwieriger die Unterschiede zu hören, dann sollten es eher die Lehrerin/der Lehrer sein oder aber (Lehrer haben manchmal auch noch was besseres zu tun, als ihre Schüler zu begleiten), ein länger spielender Flötenschüler, ein Freund, der ein ähnliches Instrument spielt. Ich hatte bei meinem ersten Flötenkauf nur meine Mutter mit, bei meinem zweiten im Studium war ich dann mehrmals unterwegs, unter anderem mit meiner früheren Flötenlehrerin (wir haben die Zeit dann auch für Tratsch und ein Stück Kuchen hinterher genutzt ; ) ) und bei einem anderen mal mit einer Mitstudentin und besten Freundin, die Sax studiert und hobbymäßig auch Flöte spielt.

Der Flötenbauer hat in der Regel nach der Nennung des Budgets und des aktuellen Lernstandes (wie lange schon Unterricht, Studium angestrebt?, etc.) schnell eine Vorstellung, welche Flöte passen könnte und holt eine kleine Auswahl aus dem Lager. Dann geht es in einen extra Raum, wo man in Ruhe anspielen kann. Und genau dieses Anspielen ist gar nicht so leicht. Die folgende Auflistung soll ein paar Punkte beachten, die wichtig sind und ausprobiert werden sollten. Dabei muss natürlich je nach Könnensstand auch gestrichen werden: Wer noch nicht in die 3. Oktave kommt, kann sie auch nicht anspielen, wer noch keine Doppelzunge gelernt hat, kann die nicht anspielen. Aber darüber muss man sich keine Sorgen machen. Einfach das abhaken, was man kann.

Empfehlenswert finde ich auch, in dieses Ranking seine eigene Flöte mit rein zu nehmen. Erstens: Was wäre denn, wenn die eigene Flöte gewinnt? Dann braucht man gar keine neue ; ). Und zweitens: Jeder Raum hat eine andere Akustik. Bei der eigenen Flöte weiß man, wie sie klingt, und kann direkt einschätzen, ob der Raum den Ton sowieso besser klingen lässt (oder schlechter) als die eigene Übeecke zu Hause.

Und was noch wichtig ist, was ich nicht genug gemacht habe: Mitschreiben! Vor allem, wenn man schon fortgeschrittener unterwegs ist, wird man womöglich mehrmals losziehen, um Flöten anzuspielen. Und dann sollte man noch wissen, welche Marke denn beim letzten Mal gut klang und welche Defizite in der Tiefe hatte, usw. Deshalb: Möglichst die Namen der Flöten aufschreiben, die man mochte (einerseits einen merkbaren Namen, den man zuordnen kann (z.B. Pearl Flöte mit Ringklappen und Silberkopf) und dann auch die genaue Bezeichnung (also eine Nummer/einen Code → wenn der nicht auf der Flöte eingraviert ist: erfragen), damit man sie nachher auch wiederfindet/der Instrumentenbauer weiß, was man meint ; ) ). Und dann noch dazu, was einem besonders gefallen hat oder was nicht. Zusätzlich einen ungefähren Preis.

Nun aber die Liste – sie ist chronologisch sortiert in einer Reihenfolge, die ich so genutzt habe und die mir gefallen hat. Nach jedem Schritt habe ich schon mal Flöten aussortiert, die deutlich hinter den anderen lagen, sodass am Ende nur zwei Favoritinnen übrig blieben. Nach dem man schon ein wenig aussortiert hat, lohnt es sich auch, den Flötenbauer nach seiner Meinung zu fragen. Meist haben die sehr viel Erfahrung im bewerten von Flötenklang und oft auch spontan noch eine Idee für eine andere Flöte, wenn sie dich mit deinem speziellen Ansatz spielen sehen.

  • Tiefe Oktave, mittlere Oktave, hohe Oktave
  • laut und leise in allen Oktaven
  • Anstoß: te (Einfach-Zunge), he (ohne Zunge), pe (Lippen), teke (Doppelzunge)
  • Überblasen, Oktavsprünge
  • Vibrato
  • c‘, cis‘, dis‘ → Beweglichkeit des rechten kleinen Fingers auf Klappen und Rollen
  • Mechanik: Wie viel Kraft brauche ich, wie stark sind die Geräusche der Mechanik?
  • Wie liegt die Flöte in der Hand?
  • Orgelpunkte
  • Intonation: cis“, dis“, e“‘ und andere als kritisch bekannte Töne/lange Töne mit Crescendo und Decrescendo bei gleichbleibender Intontation
  • kurze Ausschnitte von Stücken anspielen, die man bereits gut kann. Nicht zu viel spielen, sondern lieber wenig und dabei genau hinhören. Die Stücke sollten verschiedene Artikulationen und möglichst großen Tonumfang beinhalten.
  • Einfache Kinderlieder anspielen (z.B. Alle meine Entchen, Ist ein Mann in‘ Brunn‘ gefallen, etc.), auch in verschiedenen Oktaven

Schritt 3: Wenn man einen Favoriten hat

Insbesondere im höheren Preisbereich gibt es meist die Möglichkeit, die favorisierte Flöte für ein paar Tage auszuleihen, um noch einmal zu prüfen, ob es wirklich DIE Flöte ist. Außerdem gibt es durchaus auch seriöse Verkäufer, die Flöten verschicken, wenn man selbst nicht in den Laden kommen kann.

Wenn man eine Flöte geliehen hat und sie per Post zurück schicken soll, gilt:

Die Flöte muss gut verpackt sein. Ein Karton in Flötenkofferform findet sich nicht so leicht. Man kann aber bei Flötenbauern nachfragen, die haben in der Regel welche. Die Flöte sollte sehr gut gepolstert und gegen Regen (und Kälte – Achtung bei Holzinstrumenten wie Piccolo) geschützt sein. Wer ein Paket verschickt, sollte es fotografieren, um nachweisen zu können, dass er es auf den Weg gebracht hat. Bei Übergabe der Flöte an dich sollte eine Bescheinigung ausgestellt werden, dass du das Instrument erhalten hast und welchen Wert es hast, um der Post gegenüber im Zweifelsfall den Wert nachweisen zu können und die Kommunikation mit allen Beteiligten zu vereinfachen. Außerdem muss eine dem Instrument entsprechende Versicherung abgeschlossen sein. Das geht ganz leicht am Postschalter. Ein normal aufgegebenes Paket ist nur bis 500€ versichert1. Da eine Flöte meist teurer ist, muss das in der Postfiliale bei Abgabe des Pakets mitgeteilt werden. Dann bekommt man eine entsprechende Bescheinigung gegen einen Aufpreis. Es empfiehlt sich, immer mit dem Flötenbauer in telefonischem Kontakt zu sein, um zu erfahren, wenn das Päckchen nicht ankommt.

Wenn man dann die Traumflöte gefunden hat und sich sicher ist, dass die es ist, gibt es nur noch: Kaufen, genießen und ganz viel Musik machen : )