Geschichte der Flöte
Ab ca. 1500 entwickelte sich die Querflötenfamilie. Es entstanden der Diskant, der Tenor-Alt und die Bassflöte. Größere Instrumente waren aus einem ganz simplen Grund nicht möglich: Sie wären nicht mehr quer zu halten gewesen, weil sie zu schwer waren. Die Querflöten konnten zwar noch keine lückenlose Chromatik spielen, hatten dafür aber den größten Tonumfang unter den Holzblasinstrumenten, nämlich mehr als drei Oktaven.
In der Zeit der Umgestaltung aller Flöteninstrumente durch die Familie Hotteterre wurde der Tenor-Alt zum Hauptinstrument. Problematisch war allerdings, wie bei den Flöten durch die ganze Zeit hinweg, die Intonation, was zu verschiedenen Systemen komplizierter Extra-Klappen führte. Außerdem waren die Instrumente zu leise, um sich in den immer größer und lauter werdenden Orchestern durchzusetzen. Um einen lauteren Klang zu erreichen, wurden die Tonlöcher vergrößert, was allerdings zu Lasten der Intonation ging.
Die große Revolution des Flötenbauers passierte durch Theobald Böhm, einen münchener Flötisten, dessen Mechanik nicht nur auf heutige Flöten sondern auch auf andere Holzblasinstrumente angewendet wird. Er ging weg von der historisch entstandenen größe und Anordnung der Tonlöcher und berechnete diese physikalisch neu, um eine möglichst reine Intonation zu erreichen. Dabei ließ er auch die begrenzte Reichweite der Finger außer Acht, die bis jetzt die Anordnung der Löcher bestimmt hatte. Um die nicht mehr mit den Fingern erreichbaren Löcher decken zu können, konstruierte er die komplizierte Mechanik. Außerdem stellte er die Flöten aus Metall her und erreichte mit ihnen einen Tonumfang von c‘ bis c““, also der auch heute übliche Tonumfang von drei Oktaven.
Zunächst gab es große Widerstände gegen den neuen Klang, der vor allem durch das neue Material beeinflusst war. Dieser setzte sich dann aber zuerst in Frankreich und den USA durch, später auch in anderen Ländern.
Die Piccolo-Flöte machte die technischen Wandlungen der Querflöte im wesentlichen mit, besteht aber bis heute oft aus Holz. Sie setzte sich erst ab ca. 1800 gegen hohe Blockflöten durch. Vorher kombinierte man oft tiefe Querflöten und hohe Blockflöten
Oberkapitel: Die Querflöte; weiterlesen: Bau
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Valentin, Erich: Handbuch der Musikinstrumentenkunde, Kassel, 2004, S.186-188