Letztens bin ich mit einer Freundin Klatschspiele spielend durch die Straßen gelaufen (nein, wir wirkten dabei gar nicht kindisch). In dem Moment, an dem wir an einem fast geschlossenen Garagentor vorbei kamen, kam uns der Schall des Klatschens mit doppelter Lautstärke entgegen. Der Raum hatte den Klang verstärkt zurück geworfen.

Das, was uns da passiert ist, kann man an vielen Orten erleben. Neben leeren Lagerhallen oder Kirchen bieten auch Plätze unter Brücken Orte für Klangerfahrungen der speziellen Art. Aber für feinhörige Menschen kann jeder Raum seinen ganz speziellen Klang haben. Und das kann man ausnutzen. Wer in unterschiedlichen Räumen sein Instrument übt, kennt das Problem sicherlich auch von der mühseligen Seite: Immer klingt das Instrument anders, sich da selbst zu korrigieren und nicht vom guten Klang eines Raumes einlullen oder vom schlechten Klang eines Raumes frustrieren zu lassen, ist schwer. Aber man kann mit diesen akustischen „Problemen“ auch wunderbar spielen…

Ebenfalls vor gar nicht so langer Zeit habe ich in einem Chor ein kleines Chorkozert in einem Treppenhaus gesungen. Viele Treppenhäuser laden ja aufgrund des schönen Halls zum musizieren ein und so standen wir auf dem mittleren Treppenabsatz und waren in die Flure hinein zu hören. Eine schöne Erfahrung, die sich so ähnlich wiederholte, als ich in der örtlichen Kunsthalle, einer leeren Kirche, eine Gesangsimprovisation ausprobiert habe. Durch den extrem langen Nachhall konnte ich mit mir alleine einen Dreiklang singen. Der erste Ton musste natürlich lauter sein, da er ja länger klingen muss, aber nach einigen Versuchen stand der Dreiklang mit gleich lauten Tönen im Raum. Ebenso konnte ich in zwei verschiedene Richtungen kurz nacheinander singen und der Schall kam von zwei Orten zurück. Damit kann man wunderbar Musik machen.

Mit diesen Effekten arbeiten natürlich Raumakustiker wie Yasuhisa Toyota, der die Akustik für die Elbphilharmonie ausgetüftelt hat1. Da geht es natürlich um Millimeterarbeit, die auch viel technisches Gerät braucht. Die Akustik in besonderen Räumen zu erfahren ist aber jedem möglich, der sich darauf einlässt und kann eine sehr spannende und inspirierende Erfahrung sein. Viel Spaß, beim Ausprobieren und berichtet gerne, was ihr so an Räumen zum Klingen gebracht habt.

________________________

1http://www.zeit.de/2016/05/elbphilharmonie-klang-akustiker-yasuhisa-toyota/komplettansicht