Für Kinder im Kindergarten oder in der KiTa bieten entweder externe Musikpädagog*innen oder intern Erziehende Musikunterricht an. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass KiTa-Kinder am Nachmittag einen Gruppenunterricht in der Musikschule besuchen. Dieser heißt üblicherweise „musikalische Früherziehung“ oder „elementare Musikpädagogik“.

Im Kindergartenalter, zwischen vier und sechs Jahren, entwickeln sich Kinder enorm, vor allem in der Fein- und Grobmotorik, in ihrer Sprache und dem Verständnis über Beziehungen zwischen sich und anderen [Q01]. Durch diese Entwicklung und durch ihren Alltag zu Hause und im Kindergarten oder in der KiTa ergeben sich viele Themen, an denen auch im Musikunterricht mit Spiel und Spaß gearbeitet werden kann. Je enger der Unterricht dabei an den Alltag der Kindergartenkinder anknüpft, desto höher die Identifikation mit dem Musikunterricht.
Wie einige wichtige Themen des Kindergartenalters in die Musikpädagogik eingebunden werden können, möchte ich hier an zwei Beispielen aufzeigen:
Grobmotorik: Springen, tanzen, balancieren
Kindergartenkinder entwickeln sich im Bereich Grobmotorik zwischen dem vierten und dem sechsten Lebensjahr rasant und sind hochmotiviert, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Sie haben ein großes Interesse daran, auf dem Klettergerüst, auf Fahrzeugen oder im Turnraum neue Bewegungen zu erkunden, ihr Gleichgewicht zu balancieren, zu hüpfen und zu springen. Sie werden sicherer in verschiedenen Arten der Fortbewegung, im Klettern und im Werfen und Fangen. Außerdem zeigen sie – auch in der Musikstunde – einen großen Bewegungsdrang.
Das erste Thema, was uns dabei für den Musikunterricht einfällt, ist natürlich das Tanzen. Freie Tänze ermöglichen Kreativität und das experimentelle Erkunden von Bewegungen. Gebundene Tänze fördern Koordination und das Miteinander. Imitationsaufgaben (zum Beispiel: „Wir tanzen wie die Pinguine tanzen würden“) ermöglichen das Entdecken unbekannter Bewegungen und bieten Anknüpfungspunkte an den Lernalltag von Kindern. Da das allerdings die bekannteste Bewegung zu Musik ist, möchte ich ein weiteres Beispiel anführen:

Die Kindergartengruppe legt Baumwoll-Springseile im Raum aus. Zu einer ruhigen Musik dürfen die Kinder barfuß oder in Socken verschiedene Wege auf dem Seil balancieren. Dies massiert die Füße, was für die meisten Kinder eine wohltuende und beruhigende Erfahrung ist.
Diese Übung erfüllt mehrere Ziele:
Das Balancieren auf Seilen kann die Kinder mit dem Material „Seil“ bekannt machen, das wir danach vielleicht noch für weitere Aktionen (z.B. einen Seiltanz oder ein Spaghettilied) benutzen. Es schult die zielgerichtete Fuß- und Beinbewegung, die Wahrnehmung der Füße und den Gleichgewichtssinn. Außerdem wird durch die Planung des Weges, den ich gehen möchte, der periphere Blick geschult. Die Kinder hängen mit ihren Augen an dem Seil direkt vor ihren Füßen, müssen aber, um anderen Kindern auszuweichen, auch Kinder in ihrer Nähe wahrnehmen. Um zu balancieren, muss außerdem eine gewisse Konzentration auf den eigenen Körper und dessen Bewegung und Gleichgewicht gegeben sein.
Die Übung schult also diverse Fähigkeiten, die im Kindergarten trainiert werden. Sie stellt eine bewusste Bewegung zu Musik dar und kann in weiteren Übungen, die tänzerischer gestaltet sein können, vertieft werden. Außerdem bietet sie eine Ruhe- und Entspannungsphase in Bewegung an.
Wortschatz: Adjektive, Farben und Zahlen
Kindergartenkinder können mit vier Jahren in der Regel bis vier zählen [Q02], im Laufe der KiTa-Zeit entwickelt sich ihr Zählen mindestens bis zehn. Dabei nutzen sie auch die Wörter „mehr“, „weniger“ und „gleich viel“, um Mengen zu vergleichen [Q03]. Sie nutzen die Grundfarben [Q02] und lernen bis zum sechsten Lebensjahr, alle Farben zu benennen [Q03]. Außerdem beschreiben sie Gegenstände oder Personen mit Adjektiven und erlernen mit zunehmendem Alter auch die Gegenteile von einigen Adjektiven [Q03].
Diese neu erlernten Wörter und Konzepte binde ich in Musikstunden im Kindergarten gerne in Form von Liedern (Farblieder, Zähllieder. Gegenteillieder) ein. Dadurch erwerben die Kindergartenkinder neues Wissen und vertiefen bereits bekannte Wörter und deren Bedeutung. Einige der bekanntesten Lieder sind „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ für Farben oder „Alle Leut‘, alle Leut‘, geh’n jetzt nach Haus“ für Gegenteile. Jedoch gibt es noch viel mehr traditionelle und moderne Kinderlieder zu diesen und weiteren Standard-Themen. Es macht den Kindern viel Spaß, diese gemeinsam zu singen und auswendig zu lernen.
Auch Spiele, wie zum Beispiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“, können wir in musikalischen Varianten spielen. Zum Beispiel als Ratespiel, wenn verschiedene Instrumente in der Mitte des Kreises liegen („Ich sehe was, was du nicht siehst, und das hat drei Ventile“, „Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist schwarz“, etc.).
Außerdem ist es immer gut, wenn uns als Musikpädagog*innen bewusst ist, welche Entwicklungen die Kinder gerade machen (da nicht alle Kinder alle Entwicklungen im gleichen Alter machen, ist hier auch Beobachtung extrem wichtig). So können wir kleine Aktionen, wie das Abzählen, Gegenteile benennen oder Farben erwähnen, regelmäßig und kindgerecht in den Alltag in der KiTa einbringen (zum Beispiel: „Das war aber ein schneller Tanz. Könnt ihr auch langsam tanzen?“, „Welche Farbe hat dein Seil? – Wer hat auch ein grünes Seil bekommen?“).
[Q01]: https://www.kita-fachtexte.de/fileadmin/user_upload/KiTaFT_Kasten_II_2015_2.pdf [Stand: 14.03.2025]
[Q02]: https://www.stiftungnetz.ch/entwicklung-4-jaehriges-kind/ [Stand: 14.03.2025]
[Q03]: https://www.stiftungnetz.ch/entwicklung-6-jaehriges-kind/ [Stand: 14.03.2025]